img src="bilder/familie-schrift.gif" ALT="Familie Dringenberg, Kunst und Forschung in Essen; Malerin; Internetforschung"

Anmerkungen
zum Ortsnamen Dringenberg
und zur Geschichte des Familiennamens
DRINGENBERG


von Prof. Dr. Rainer Dringenberg aus Essen

Aktuell




Früher oder später interessiert sich wahrscheinlich jeder einmal für die Frage, woher er stammt. Woher kommt meine Familie? Kann man den Namen der Familie "erklären" ...? Der folgende Text befaßt sich skizzenhaft mit "Dringenberg" als Name von Ort und Burg Dringenberg bei Paderborn sowie mit Trägern dieses Namens und schließlich der eigenen Familiengeschichte.

Früher hatte ich geglaubt, der Familienname Dringenberg sei selten, bis selbst im Telefonbuch meiner Stadt dieser Name noch mehrere Male auftauchte, ohne daß man sich kennt. Im elektronischen Telefonbuch für Deutschland auf CD sind anno 2000 über 100 private Eintragungen registriert, und sogar mein Vorname wiederholt sich noch zweimal. (Mehr dazu künftig auf gesonderter Website «dringenberg-history.de»: siehe Anmerkungen am Ende dieser Seite.)

Für Interessenten gibt es am Ende des Textes eine Möglichkeit, diesen formatiert als pdf-Datei herunterzuladen.

Man beachte aber zur Aktualität die Anmerkung am Ende dieser Seite.



1) Ein weiter Blick zurück - "1000 Jahre auf 1 Seite"

Als der Verfasser dieser Zeilen – mit seinem ganz persönlichen Zugang - an der Schwelle zum 3. Jahrtausend wieder einmal das Elsaß besuchte, fand eine Begegnung statt, die Anlass bot, auf eine Geschichte zurückzublicken, die offenbar zu Beginn des 2. Jahrtausends begann.

Anno 1066 nämlich (das lernten wir alle in der Schule) kommt nicht nur jener Herzog der Normandie nach England, der dort als König Wilhelm I. (der Eroberer) für Ordnung sorgt, sondern in diesem Jahr wird erstmalig in einer Schenkungsurkunde Kaiser Heinrichs IV. der Ort Dringen erwähnt (auch Dryngen oder Thryngen). Wohl wegen seiner zentralen Lage gilt das Kirchdorf Dringen auch als Namensgeber der Freigrafschaft Dringen, südöstlich von Paderborn. Was geschriebene Zeugnisse anbelangt, so verschwindet besagtes Dringen für zwei Jahrhunderte im Dunkel der Geschichte, bis sich im späten Mittelalter Unruhen im Entstehungsprozess neuer staatlicher und gesellschaftlicher Ordnungen auch auf den - gar nicht so abgelegenen - Nethegau (Nethe ist Nebenfluss der Weser) auswirken.

In einer Zeit der Ausbildung von Landeshoheit, weltlicher und geistlicher Fürstenstände und erwachender Städte bleibt die grüne Ecke am Ostrand des Eggegebirges nicht verschont. Hier kreuzen sich bedeutsame Verkehrswege (Hellweg West-Ost und Eggeweg Nord-Süd); hier prallen territoriale und Machtinteressen des allgegenwärtigen Kölner Erzbischofs, zugleich Herzog von Westfalen, mit dem kleinen Paderborner Fürstbistum zusammen.

Wir befinden uns inzwischen am Anfang des 14. Jh.

Leidtragender herrschaftlichen Machtstrebens war schon immer "der kleine Mann". Die Dörfer der Gegend werden immer wieder heimgesucht. Ausweg aus der schutzlosen Lage wird mithilfe Paderborner Politik gefunden: Dompropst Bernhard zur Lippe, später Fürstbischof von Paderborn, erwirbt die Freigrafschaft Dringen, läßt eine Bergkuppe in den Ausläufern des Eggegebirges roden und eine Burg errichten (mit dem Auto heute nur ein paar Minuten entfernt): Die Einwohner von Dringen und anderen nahen Dörfern finden im Schutz der Burg eine neue Bleibe. (An den ursprünglichen Standort Dringen erinnert heute gerade noch ein entlegener Hof.)

Der Lage entsprechend wird der neue Ort Dringenberg genannt. Bernhard verleiht ihm 1323 das Stadtrecht.


Die Stadt blüht nachhaltig auf. Adlige lassen sich hier nieder, später werden Verwaltungsfunktionen der Hauptstadt Paderborn auch in Dringenberg wahrgenommen. Aber wie viele andere Orte gerät auch Dringenberg, drei Jahrhunderte später - im 30jährigen Krieg (1618 – 1648), an die Grenze des Untergangs. Und später noch, im 18. Jh. (Schlesische Kriege und der Siebenjährige Krieg), sieht es im Zeichen landesherrlicher Auseinandersetzungen für die Bürger der Stadt offenbar nicht wesentlich besser aus. Auch viele wertvolle Dokumente, die Aufschluss über die Menschen und ihre Geschichte hätten geben können, gehen beizeiten verloren.

Den Stadtteil Dringenberg (von Bad Driburg) findet man heute, wenn man die Achse von Paderborn über Bad Driburg nach Höxter zur Weser schaut, aber von Driburg aus nach Süden schwenkt. Oder man verläßt die Autobahn 44 (Dortmund - Kassel) bei Diemelstadt nahe Warburg und schlängelt sich nordöstlich am Eggegebirge entlang, auf die Strecke Willebadessen – Beverungen (an der Weser) zu.

2) Vom Ortsnamen zum Familiennamen? Keine wirkliche Ahnenforschung

Zurück ins Elsaß. Der Besuch 1998 in Sélestat (früher Schlettstadt) kam nicht durch Zufall zustande. Einerseits findet der Verfasser, dass man Sélestat "gesehen haben muss". Und die Humanistische Bibliothek zu Schlettstadt zählt zweifellos zu den bedeutenden der westlichen Welt. Wer es im Elsaß eilig hat und nur die drei wichtigsten Kunstschätze besuchen will, geht nach Straßburg zum Münster, nach Colmar zum Isenheimer Altar (im Unterlinden Museum) und eben hierher.

Als wir die Bibliothek betraten und dem Kustos unseren Familiennamen offenbarten, leuchteten seine Augen auf. Unser "Onkel Louis", wie wir ihn scherzhaft nennen, war diesem freundlichen Mann nicht nur ein Begriff, sondern eine Verpflichtung. Bereitwillig trug er uns Material herbei (leider gab es nicht allzu viel) und erstellte Fotokopien: Wir befanden uns auf der Spur des großen Humanisten Ludwig (Louis) Dringenberg. Als wir vor vielen Jahren zum allerersten Mal durch diesen Ort gekommen waren, hatten wir selber keine Ahnung von der berühmten Lateinschule Schlettstadts, die um 1500 den Ruhm der Stadt (nicht nur) in der Geschichte des rheinischen Humanismus begründete. Irgendwann danach war uns ein Licht aufgegangen, und den aktuellen Anstoß zum Besuch verdanke ich meinem lieben Kollegen Hannes Kiebel, der wieder einmal in emsiger Recherche vor Ort unterwegs gewesen war.

Exkurs: Eine Lateinschule gab es in Schlettstadt seit dem späten 14. Jh. – wie in manchen anderen oberrheinischen und elsässischen Gemeinden. Ihr Bemühen war offenbar von mittelalterlicher Eigenart gekennzeichnet und nur mäßig fruchtbar: Man stelle sich die (aus moderner Sicht) bedauernswerten Knaben vor, die im zarten Alter von 10 oder 12 Jahren mit scholastischer Strenge konfrontiert wurden! Im 15.Jh. dann begann die Renaissance sich langsam auszuwirken, von Italien her und von Flandern im Norden ebenfalls. Der Theologe und Pädagoge Ludwig (genannt Louis) war in den Niederlanden ausgebildet und brachte diesen neuen Geist mit, als er 1441 zum Rektor berufen wurde - und alsbald humanistischem Gedankengut zum Einzug in diese Schule verhalf. Er bereitete den Boden für weitere Humanisten am Ort. Louis starb 1477. Die humanistische Bibliothek von Sélestat (1452 gegründet) ist anscheinend alles, was aus der geistig fruchtbaren Zeit der Stadt sichtbar erhalten blieb: eine sehenswerte Kostbarkeit, heute im 1. Stock der historischen Getreidehalle mitten in der Altstadt würdig untergebracht. Zum Abschluss unseres Besuches verriet uns der Mann nicht ohne Stolz einen deutschen Buchtitel zu "Dringenberg", - den wir als Interessenten allerdings schon kannten (vgl. Literaturliste).

Ernsthafte Ahnenforscher mögen es mir nachsehen, wenn ich mich hier nicht in gebotener Weise mit der Frage befasse, wieso man überhaupt an einen (höchst weit gespannten) verwandtschaftlichen Zusammenhang denken mag. Dass jedoch Träger des Namens Dringenberg irgendwann einmal allesamt einen Vorfahren im Ort Dringenberg aufzuweisen haben mochten, scheint offenkundig zu sein. Viele einfache Menschen vor der Neuzeit haben dereinst ihren Familiennamen – wenn nicht über den Beruf – bevorzugt über den geografischen Bezug der Herkunft (Ort oder Gegend) erhalten. Und selbst dann, wenn sie zu jener Zeit bereits einen "richtigen" Familiennamen vorzuweisen hatten, zog es ihre Umgebung oftmals vor, sie nach ihrer Herkunft zu benennen. So starb 1590 der Theologe Johann Luttekemeyer (oder Lütkemeyer) als Domvikar in Hamburg; bekannt aber war er als Johann Dringenberg – und beliebt in Dringenberg wohl vor allem deshalb, weil er seiner Heimat testamentarisch einiges Silber hinterließ. Weniger gerne erwähnt wird wohl Hans von Dringenberg, der (mehr als eine Legende?) laut Zeitzeugen als frommer Kreuzritter lebendig blieb (Familienchronik, vgl.u.), aber wohl eher als übler Raufbold und Raubritter 1583 sein Leben lassen mußte. Als Perle zählt man dann schon lieber den gelehrten Professor Heinrich Dringenberg auf, der u.a. als Rektor an der Universität Rostock wirkte und 1683 starb. Im (->) Brechenmacher taucht ein Bürger Dringenberg 1456 in Kassel auf. Wer selber weiter forschen möchte, der sei z.B. auf das "Haus Dringenberg" in Malmø (Südschweden) verwiesen. "Onkel Louis" jedenfalls scheint eindeutig aus Dringenberg zu stammen, wurde dort um 1415 (?) geboren und führte soweit bekannt keinen anderen Familiennamen.

3) Meine Familie taucht (für mich zunächst *) erst im 18. Jh aus dem Dunkel der Vergangenheit auf
- und teilt mit obigen Fakten vielleicht nur den spürbaren Hauch der Geschichte.

(* Nach wenigen Monaten intensiver Recherchen durfte ich schon anno 2001 meine eigene Familie bis in das späte 15.Jh. zurück verfolgen.
Mehr darüber in einen anderen Website: siehe den Hinweis am Ende dieser Seite!)

Der positiv denkende Mensch weiß allem etwas Gutes abzugewinnen. Dem Ariernachweis per Ahnenpaß unter dem Nationalsozialismus in Deutschland verdanken wir wie viele anderen Familien einen heute bequemen Einstieg in die persönliche Geschichte, denn manch einer verfolgte seine Ahnentafel freiwillig weiter zurück als geboten. Wenn schon mein Vater nichts bewahrte, was unserer Neugierde weiterhelfen könnte, so doch ein Onkel 2. Grades: Über die Brüder in der Generation davor läßt sich die Familienlinie etwas zurück verfolgen.

Am weitesten zurück datiert der Eintrag von (1) Henricus Dringenberg, den unsere Kinder ihren Ururururgroßvater nennen dürfen (somit überspannt unsere dokumentierte Geschichte sieben Generationen). Urahn Heinrich starb nachweislich am 22.10.1842 als Leinewebermeister in Grebenstein und wurde unverbürgt am 5.4.1771 ebenda geboren. Grebenstein liegt in Hessen, zu der Zeit also Preußen. Standesamtsbücher führt man dort seit dem 1.7.1874 (in den übrigen Ländern seit 1875). Was weiter zurück liegt liegt, kann aus Kirchenbüchern ersehen werden, sofern diese erhalten und zugänglich sind. Grebenstein liegt keine 50 km - heutige Straßendistanz - südöstlich von Dringenberg entfernt, vor dem Reinhardswald (Fulda) nahe Kassel. (Einige Daten gibt es im Internet unter: http://www.meinestadt.de/Grebenstein.)

Henricus‘ Sohn (2) Johannes (1798 – 1865) bewegte sich von Grebenstein nach Allendorf/ Werra (heute Bad Sooden-A.) und ist als Weißbinder eingetragen. Von G. aus ist der Kaufunger Wald zu durchqueren bzw. dem Laufe der Werra zu folgen, i.e. noch einmal über 50 km zu überwinden bis Allendorf. Johanns Sohn (3) Johannes Reinhard wiederum (1853 – 1886) zog aus dem Hessischen nach Weitmar (Bochum), wo er als Fabrikarbeiter Arbeit fand. Damit war die Westgrenze Westfalens erreicht. (4) Sohn Reinhard (1880 – 1948, genannt Reinhold: damit man wußte, wer gemeint war, wenn Oma Helene aus dem Fenster rief) war mein Großvater. Er überschritt die Grenze ins Rheinland (mit einem nur kurzen Schritt) bis Kupferdreh (Essen). Nach dem ersten Sohn Reinhard in 1922, der noch am Tag seiner Geburt starb, nannte er auch seinen 2. Sohn (5) 1924 Reinhard († 1967). Von ihm stammt (6) der Verfasser dieser Zeilen, Rainer, 1945 ab und nannte seinen Sohn (7) 1976 Raimund. (So beginnen die Rufnamen der Jungen von Generation 3 bis 7 mit einem R.) Alle Frauen neben den genannten Männern (Ehefrauen und Schwestern) mögen verzeihen, wenn hier nur die männliche Linie skizziert werden kann.

Exkurs: Von 1922 bis 1962 lebte unsere kleine Familie im heutigen Essen-Kupferdreh, 40 Jahre lang; danach bis zum heutigen Tag immer noch in der Stadt Essen, die so bekannt ist (inkl. aller längst überholten Vorurteile gegenüber einer Stadt des "Ruhrpotts"), daß darüber nichts gesagt werden muß. Aber über Kupferdreh sollen ein paar Bemerkungen eingefügt werden. Kupferdreh, ursprünglich industriell geprägt, liegt am südlichen Ufer der Ruhr (im Grünen). Die Ruhr muß sich von Bochum herüber erheblich schlängeln, doch an dieser Stelle vollführt sie eine besonders markante Kurve, die dem Ort auf ihrer Ostseite den Namen gab. Man streitet über die Herkunft dieses Namens. Ich bevorzuge die Variante von der "Kopperdrei": die Drehe (vor der die Ruhrschiffer Respekt hatten), wo man früher Kupfererze förderte und später beförderte und verarbeitete. 1899 nahm Kupferdreh seine spätere Gestalt an und bekam Byfang und Teile des Voßnacken zugeschlagen. Als meine Großeltern 1922 in Kupferdreh heirateten, war Essen noch die ferne Stadt, in die man 1929 eingemeindet wurde (das passierte um diese Zeit in allen Städten reihum). Das damalige Amt umfaßte auch die umliegenden Bauernschaften Hinsbeck, Byfang, Rodberg und Voßnacken sowie diesseits des Deilbachs Byfang. Wir lebten jedoch im "Zentrum", nahe der Hauptstraße. Ich besuchte 4 Jahre lang die Deilbachschule (in den 50er Jahren noch Volksschule, bevor man zwischen Grund- und Hauptschule differenzierte). Kopperdrei heißt der Ortsteil mundartlich heute noch, aber das wird hier kaum mehr als im (erwähnenswerten!) eigenständigen Karneval gepflegt.

Man registriert in der Geschichte der Dringenbergs eine bemerkenswerte Bevorzugung weniger Vornamen. Außer "Onkel Ludwig" hieß man ganz früher bevorzugt Heinrich oder Johannes (wie oben gezeigt: auch außerhalb meiner Linie; und bei meinem Namensvetter – vgl. die Literaturliste – gibt es verblüffende Ähnlichkeiten). Und man behielt einen solchen Namen zusätzlich bei, wenn der Rufname wechselte. So wurde mein Großvater ein Reinhard, führte aber auch den Johann weiter mit (s.o.).


4) Literatur

Adam, Paul: Der Humanismus zu Schlettstadt – Die Schule, die Humanisten, die Bibliothek, aus dem Frz. von Peter Schäffer, Sélestat 1995

Brechenmacher, Josef Karlmann, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Familiennamen

Chronik der Familie Dringenberg Bergede, unveröffentlichtes Typoskript von Karl Droste, Dortmund 1977 (Die Kopie wurde mir freundlicherweise von meinem Namensvetter Rainer Dringenberg aus Siegen zur Verfügung gestellt.)

Die humanistische Bibliothek von Schlettstadt (Elsass – Frankreich); Beiträge von Maurice Kubler und Hubert Meyer, übersetzt von Carola Heisig, (Delta 2000) Ingersheim 1991

Kupferdreh – Auf Kohle und Stein, von Friedrich Schäfer und Otto Kirchner, AWS Verlag Essen (1) 1983

Pöppel, Diether: Dringenberg – Stadt, Burg und Kirche im Wandel der Jahrhunderte, o.O., o.J. (Dringenberg 1980)




5) Einladung

Wer dies liest und sich dazu äußern möchte, ist eingeladen, mir eine E-Mail zu senden:
rainer@dringenberg-home.de



Bearbeitungsstand: 7. Juni 2001
Korrekturen Januar 2003

Aktuelle Ergänzungen: Obiger Text war - im August/September 2001 - bereits in Teilen überholt.
Dieser Artikel wird nicht ausgebaut oder erneuert, sondern dient nur noch als allgemeiner Einstieg zu einer neuen Website
- «dringenberg-history». Diese befindet sich (seit 2002) im Aufbau und liegt als "Chronik Dringenberg" im Entwurf vor - zurück bis zum 15.Jh.



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