Home › Sachregister › Die Ottonen
Gegen Ende des 9. Jahrhunderts setzte im fränkischen Großreich eine Krise ein, in deren Zug das Karolingerreich als Ganzes zerfiel und auch seine einzelnen Teilreiche ihrem Ende entgegen sahen.
1. Die Herrscher
2. Das Reich
Anno 919 gelangt mit Heinrich I. erstmalig ein sächsischer Adliger auf den Königsstuhl. Das ist bemerkenswert, denn es liegt gerade einmal ein Jahrhundert zurück, dass Karl der Große die Sachsenkriege geführt hat: jene grausame Zeit der Machterweiterung und der Christianisierung mit dem Schwert. Und nun sitzt ein Sachse auf dem christlichen Herrscherstuhl.
Der Großvater von Heinrich I. war Graf Liudolf, dessen ursprünglich wohl thüringische Familie (die Linie wird später auch Liudolfinger genannt) schon in den Sachsenkriegen als fränkischer Parteigänger bezeichnet wird. Als hoher karolingischer Amtsträger in Sachsen gewann er gleichsam Herzogswürden. König Heinrich begründet kein "Reich der Sachsen", sondern verbleibt in fränkischer Tradition, in der neben den Franken (Rheinland/Lothringen) die vereinten Völker der Schwaben (Alemannen), Bayern und Sachsen (mit Thüringern) "auf Augenhöhe" die Königswürde begründen.
Ottonen nennt man (heute) die Herrscherdynastie der fünf sächsischen Könige (ab Otto I. auch Kaiser), obwohl der erste und der fünfte den Namen Heinrich trugen.
Sie regierten:
Heinrich I. (919-936)
Otto I. (936-973)
Otto II. (973-983)
Otto III. (983-1002)
Heinrich II. (1002-1024).
Mit den Ottonen bildeten sich veränderte Herrschaftsstrukturen heraus. Anders als bei den Karolingern folgte immer nur ein Sohn (der älteste) auf dem Thron, das Reich wurde nicht geteilt. (Ohne erhebliche Konflikte in der Verwandtschaft ließ sich das nicht durchsetzen.) Als Otto I. 962 in Rom die Kaiserkrone empfing, wurde auch seine Gemahlin Adelheid zur Kaiserin gekrönt. 967 ließ Otto seinen Sohn (den späteren Otto II.) zum Mitkaiser krönen und folgerichtig – nach dessen Vermählung – 972 seine Gattin Theophanu ebenfalls zur Kaiserin. Der strukturelle Gedanke dabei war wohl, dass nicht die Person allein (Otto I.), sondern die Familie, das Haus, die Kaiserwürde besaß. Die innere Festigung des großen Reiches wurde auch dadurch gefördert, dass bald alle Herzöge im ostfränkischen Reich (inkl. Lothringen) dem Königshaus angehörten oder zumindest durch Heiratspolitik verschwägert waren.
Es gab zwar weiterhin keine "Reichshauptstadt" (sondern Königspfalzen), und der Herrscher musste sich möglichst in allen Landesteilen immer wieder präsentieren, um Einfluss und Macht sicherzustellen, doch es entwickelten sich neue Rituale und Institutionen, die auf mehr Beständigkeit angelegt waren. Dazu gehörte etwa der Osterhoftag im bevorzugten Quedlinburg, wo man die Gesandten "aus aller Welt" empfing und das Imperium in all seinem Glanz vor Augen führte. Auch Tod und Beisetzung wurden ritualisiert. Während die Karolinger keine besondere Begräbniskirche kannten, hatte man schon für König Heinrich die Grablege in Quedlinburg vorbereitet. Und für Otto I. war beizeiten Magdeburg reich ausgestattet worden, um ein "Staatsbegräbnis" mit großem Aufwand zu gewährleisten.
Das Regnum Teutonicum (im Imperium Romanum) hat sich in diesem Jahrhundert der Sachsenherrschaft als Förderer der lateinischen Christenheit und als Wegbereiter späterer europäischer Gesellschaften verdient gemacht.
Das Reich der Ottonen und der Salier
externer Link mit Quelle
------------------------------------------
Benutztes Kompendium:
Keller, Hagen: Die Ottonen, Beck-Wissen (4) 2008