Home › 13. Jahrhundert
Das 13. Jahrhundert steht in der europäischen Geschichte für das Ende des Hochmittelalters. Das deutsche Kaisertum erreicht bis zur Mitte des Jahrhunderts mit dem glanzvollen, aber umstrittenen zentralen Herrscher seiner Zeit, Friedrich II., seinen Höhepunkt. Auch die Geschichte der Päpste wird am Ende des 13. Jahrhunderts auf dem Zenit stehen. Während der Kontinent von der Bedrohung durch expandierende Tartaren aus dem fernen Osten bedroht wird, dauern die Kreuzzüge in Nahost an. Nicht genug damit, versteigt sich der Kreuzzugseifer des Heiligen Stuhls auch zu erbarmungslosen Übergriffen gegen die westliche Christenheit. Religiöse Erneuerungsbewegungen verdeutlichen den Reformbedarf der römischen Kirche, doch werden sie blutig verfolgt und weitgehend niedergeschlagen, ausgenommen sind die Linientreuen, Franziskaner und Dominikaner.
Auf der Höhe der kirchlichen Macht gedeiht das Wirken von Heiligen (Franz von Assisi oder Elisabeth von Thüringen) und großen Denkern (Albertus Magnus oder Thomas von Aquin) noch eingebettet in das Verständnis von Kirche und Religion. An fortschrittlichen Höfen werden Kunst (das Nibelungenlied, die Edda oder das Minnelied eines Walther von der Vogelweide) und Wissenschaft gefördert. Die Gotik setzt sich als (sakraler) Baustil durch, und eine neue Einheitsschrift (später „gotisch“ genannt) löst die karolingische Minuskel ab.
Die weltlichen Machtverschiebungen manifestieren sich in der zunehmenden Bedeutung von Territorialherren und dem wachsenden Reichtum und Selbstverständnis von Städten. In England schränkt die Magna Charta die Macht des Königs ein. Der Rütlischwur wird später im geographisch neuralgischen Kern Europas zur Freiheitsbewegung führen. Patrizierfamilien und das Zunftwesen nehmen neue strukturelle Ordnungsfunktionen wahr. Städtebünde gewinnen an Bedeutung, politisch (wie in der Lombardei) und wirtschaftlich (Deutsche Hanse). Auch die Ordensgründungen (Deutschordensritter) verändern die politische und gesellschaftliche Landschaft Europas, die zu Beginn des 13. Jahrhunderts noch wesentlich von zwei Machtblöcken, Frankreich sowie dominant durch das Heilige Römische Reich, geprägt ist.
Religiös und kulturell ist Europa stark auf den Süden ausgerichtet, auf Italien und besonders auf Rom. Währen die süditalische politische Landschaft einigermaßen übersichtlich wirkt, ist der italische Norden mit seiner Vielzahl an Stadtherrschaften unübersichtlich und unregierbar. Das wird erst verständlich aus der "Sandwichlage" des Kirchenstaates heraus (Patrimonium Petri), dessen Regenten auf dem "Heiligen Stuhl" ihre Rolle als weltliche Herrscher mit dem Einfluss des obersten Hirten der westlichen Christenheit trefflich zu verbinden wissen, aktiv und oft sehr wirksam in die europäische Politik eingreifen und sich dabei nicht zuletzt der norditalischen Städte bedienen.